Angel Bat Dawid spielt intime, impressionistische Jazz-Freiheiten – aus Chicago, aber mit einem Blick auf die ganze Welt und darüber hinaus. Schmerz und Entsetzen über eine von Rassismus, Unterdrückung und Brutalität gequälte Welt, in Liebe und Würde aufgehoben. Anmutig spirituelle Trauermelodien, Weinen, Verzweiflung. Geführt mal vom Engelsklagechor ihrer Stimme, mal von ihrer entrückt plappernden Klarinette. Feinste, perlende Miniaturen, mal über einen Wummerbass, mal über muskulöse Perkussion, zwischen Lo-Fi und opernhaft luxuriösem Weh – virtuos verspulte Improvisation und warmherzige Üppigkeit treffen Tightness und Rückgrat. Traurig, aber unerschrocken.
Text: Marco Neuhaus